Bogenschießen bei der Schützengilde Grasdorf

Aufgrund der regen Nachfrage Anfang 2019 beschloss der Vorstand der Schützengilde Grasdorf, das Bogenschießen als neue Sparte in ihr Programm aufzunehmen. Am 01.Februar 2019 kam es dazu, dass ein Info-Abend mit Schnupperschießen für interessierte Jugendliche und Erwachsene angeboten wurde.

Da es sich beim Bogenschießen um einen Präzisionssport handelt, bei dem Distanzen bis zu siebzig Meter geschossen werden, konnten hierbei die nötigen Rahmenbedingungen auf dem Kleinkaliberstand der Schützengilde zuerst nicht realisiert werden. Somit beschränkte sich das neue Angebot der Schützengilde auf den Hobby- und Freizeitschützen, der sich auf Distanzen zwischen zehn und zwanzig Meter in Übung halten konnte bzw. für Anfänger, die sich mit der Sportart erstmal bekannt machen wollten. Dieses zusätzliche Angebot wurde bis zur Coronapandemie im März 2020 von zwei Jugendlichen und bis zu sieben Erwachsenen regelmäßig in Anspruch genommen. Pandemiebedingt musste sich jedoch der gesamte Schießbetrieb den neuen Rahmenbedingungen fügen.

Somit konnte dieses Angebot in der eigentlichen Grundidee nicht mehr praktiziert werden, was zu einem Verlust der meist neu gewonnenen Mitglieder führte. Dennoch entschloss sich die Schützengilde dazu, das umfangreiche Equipment zu beschaffen, welches ermöglichte, dass Interessierte sich nicht gleich von Anfang an eine eigene Ausstattung kaufen mussten. Im Verlauf des Pandemiegeschehens beschloss der Vorstand, unter Beachtung der jeweils gültigen Auflagen für einen eingeschränkten Schießbetrieb, das Angebot für das Bogenschießen neu auszurichten.

Im Fokus standen nun Kinder und Jugendliche, die hier neben der schulfreien- und den quarantänebedingten Zeiten sowie den sonstigen anhaltenden Einschränkungen unter den Coronamaßnahmen im Alltag eine Möglichkeit erhalten sollten, von der Isolation und sonstigen Widrigkeiten abgelenkt zu werden. Dieses neue Angebot nahmen seit 2021 vierzehn Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sieben bis siebzehn Jahren bis heute regelmäßig in Anspruch. Nachdem die jungen Bogenschützen mit der Ausrüstung, den Sicherheitsstandards sowie der allgemeinen Schießtechnik vertraut gemacht wurden, lernten sie nach und nach, sich besser auf den Schießablauf zu konzentrieren. Das wirkte sich entspannend auf die jungen Bogenschützen aus.

Dies ist nicht sehr verwunderlich, da auch im Zen Buddhismus diese Sportart als eine Form der Meditation ausgeübt wird. Hier lernten die jungen Bogenschützen sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und negativen Gedanken keinen Raum zu lassen. Auch der Umgang mit dem eigenen Misserfolg, wenn es dann mal nicht so geklappt hat, wie man sich das vorgestellt hatte, wurde und wird regelmäßig thematisiert. So werden die Fehlschüsse mittlerweile nur noch abgehakt und die Bogenschützen konzentrieren sich, fokussiert auf den nächsten Schussablauf und das Gerät, was auch enorm wichtig ist, da der Bewegungsablauf sehr schwierig durchzuführen ist und die volle Konzentration zum Weiterschießen erforderlich ist. Im Weiteren wurde vermehrt auf die Körperhaltung eingegangen und diese auch verbessert. Somit konnte auch die Rückenmuskulatur ständig mittrainiert werden.

Die grundsätzliche Ausrichtung des Trainingskonzeptes sieht das traditionelle sowie das intuitive Bogenschießen mit vor. Das traditionelle Bogenschießen begeistert hierbei auch zahlreiche Bogenschützen in ganz Deutschland. Und immer mehr angehende Interessenten entscheiden sich dazu, sich einen traditionellen Bogen kaufen zu wollen. Denn hier geht es darum, sich voll und ganz auf sein Gefühl zu verlassen und dabei bekannte Hilfen, die sonst mit dem Bogen verbunden werden, zu ignorieren. Das macht das Bogenschießen nicht nur schwerer, sondern auch viel interessanter. Wer sich jedoch grundsätzlich für das traditionelle Bogenschießen interessiert, wird feststellen, wie stark sich diese Art des Bogenschießens von den anderen Arten unterscheidet. Das Zielen und Lösen des Pfeiles nach Gefühl geht hier soweit, dass nicht mal die Spitze des Pfeiles zum Anvisieren verwendet wird. Nur die angeeignete Erfahrung ist es dann, welche dem Schützen des Bogens beim Schuss zur Seite steht.

Da im Bogenschießen viel Disziplin abverlangt wird, wurden von den Verantwortlichen der Bogenschießsparte Methoden entwickelt, um die zuvor beschriebenen Trainingsziele auf eine annähernd spielerische Weise zu vermitteln, was auch gerade bei den Kleinsten erfolgreich gelang. Dann aber entwickelte sich nach und nach der sportliche Ehrgeiz bei den Kindern und Jugendlichen getreu nach dem Motto „Früh übt sich, wer ein Meister werden will!“.

Die erste Entscheidung, das Angebot längerfristig aufrecht zu erhalten, hing natürlich auch davon ab, ob die Kinder und Jugendlichen den Bogensport länger betreiben wollen, oder ob es sich hier nur um ein kurzweiliges Vergnügen handelt, weil gerade in diesem Alter das Interesse noch recht stark schwankt. Da aber bis jetzt alle Kinder und Jugendlichen seit Beginn an dabeigeblieben sind, teilweise eine individuell angepasste Ausrüstung besitzen und mittlerweile Distanzen bis zu fünfunddreißig Meter (treffsicher) überwunden werden, fokussiert sich die Schützengilde jetzt darauf, das Konzept nicht nur dauerhaft zu etablieren, sondern auch zielgerichtet für den eigentlichen Bogensport bzw. für Wettkampfvorbereitungen auszubauen.

Hierzu soll eine Außenanlage am Schützenhaus mit zwei Schießbahnen entstehen, die es dem Einzelbogenschützen erlaubt, unter Wettkampfstandards und den entsprechenden Absicherungsmaßnahmen mit Pfeilfangnetzen und -matten, Distanzen von fünf bis sechzig Meter zu schießen. Des Weiteren erlaubt diese Anlage dann auch, ggf. weitere Kinder aufzunehmen, da die Kapazitäten von z.Zt. drei Gruppen, auf je fünf Schießplätzen (freitags, im stündlichen Wechsel zwischen 17:15 Uhr und 20:15 Uhr) voll ausgereizt sind. Darüber hinaus könnte das Angebot dann auch wieder für Erwachsene sowie andere Bogenarten (Langbogen, Reiterbogen, Compoundbogen, Hybridbogen etc.) erweitert werden.